Von der Druckseite zur virtuellen Realität: Augmented Reality im Buch

IMG_5695Bereits im letzten Jahr hatte ich in einem Beitrag ausführlich beschrieben, wie sich Augmented Reality als Basis-Technologie auch zur Aufwertung von Verlagsprodukten verwenden lässt. Neben Marketing- und Vertriebs-Szenarien sind hier vielfältige Wege vorstellbar, mit denen Print-Produkte und und Digital-Medien mit multimedialen und interaktiven Komponenten ergänzt werden können. Natürlich bleibt auch in diesem Bereich die Welt nicht stehen, und so hat sich im letzten halben Jahr bereits wieder einiges berichtenswerte getan. Zeit für ein Update:

 

Firefly auf Deutsch: Die Mobile App der Mayerschen Buchhandlung

Eine der sicherlich spektakulärsten Anwendungen für den Endkunden wurde letztes Jahr von Amazon im Fire Phone integriert: Mit der „Firefly“-Funktion wurde es möglich, mit einem Knopfdruck jedes beliebige Produkt aus dem Amazon-Katalog mit der Smartphone-Kamera zu scannen und direkt in den Warenkorb zu legen. Und zu Recht ging bald die Angst im stationären Handel um, zum reinen Showroom für Amazon degradiert zu werden.

Schon in meiner Keynote auf der AKEP-Jahrestagung 2014 hatte ich die Vermutung geäußert, dass  es eine gute Idee für den deutschen Buchhandel wäre, sich in diesem Bereich nicht von Amazon die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Und so hat es mich sehr gefreut, dass auf der Augmented Reality-Konferenz InsideAR im November 2014 die Mobile App der Mayerschen Buchhandlung vorgestellt wurde, die tatsächlich eine ganz ähnliche Funktion realisiert: Auch hier können Buchcover gescannt und im Online-Shop Mayerschen bestellt werden, daneben sind auch Rezensionen und Bewertungen von anderen Kunden abrufbar.

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Was Amazon kann, kann ich schon lange: Die Mayersche Buchhandlung mit ihrer AR-Implementierung
(Quelle/Copyright: http://www.mayersche.de/)

Bei der Vorstellung der App durch den CTO Dr. Stephan Erlenkämper auf der InsideAR war allerdings neben der reinen Funktionalität besonders beeindruckend, wie stringent der AR-Einsatz mit der eCommerce-Strategie des Unternehmens verknüpft wurde: Angefangen von Katalog-Anpassung über mobile Optimierung des Web-Auftritts und Implementierung des Shops als Web App wurde hier alles bedacht. Auch eine Integration der Print-Kataloge und der Aktionsflächen in den Buchhandlungen in das AR-Konzept ist Teil einer wirklich umfassenden Strategie zur Kundenbindung über Technologie-Einsatz. Wer die Keynote im Original sehen will, findet sie hier eingebunden – es lohnt sich:


Dr. Stephan Erlenkämper von der Mayerschen Buchhandlung stellt die Mobile App und die eCommerce-Strategie seines Unternehmens auf der InsideAR 2014 vor
(Quelle/Copyright: http://www.metaio.com/)

Vom Kinderbuch zum interaktiven Medium: LeYo! von Carlsen

Erfreulicherweise sind auch die deutschen Verlage nicht untätig, was den Einsatz von Augmented Reality angeht: Im Herbst 2014 brachte der Carlsen Verlag – auch sonst einer der Vorreiter bei Digitalmedien – eine neue Buchreihe heraus, die systematisch augmentiert wurde. Mit der App zu LeYo! werden die Kinderbücher mit Vorlese-Funktionen und Audio-Einbettung, Animationen und Grafiken, aber auch mit kleinen Spielen angereichert und so um eine weitere Ebene ergänzt. Wie Business Development-Leiter Markus Dömer dazu in einem Interview ausgeführt hat, geht es dem Verlag dabei nicht um reine Effekt-Hascherei, sondern darum, das Lese-Erlebnis auf organische und kindgerechte Weise in weitere Medien fortzusetzen. Einen guten Eindruck davon gibt die Video-Präsentation zu LeYo:


LeYo! vom Carlsen Verlag – der neueste Wurf im Bereich augmentierter Kindermedien aus Deutschland
(Quelle/Copyright: http://www.carlsen.de)

Die Werkzeuge: News aus dem Bereich Designer-Tools

Auch im Bereich der Werkzeuge zur Erstellung von Augmented Reality-Anwendungen geht die Entwicklung kontinuierlich weiter – zum Glück, denn gerade in den Anfangszeiten galt die Technologie noch als kostenspielig und ressourcenintensiv. Mit der jüngsten Generation von Autorenwerkzeugen hat sich aber auch hier einiges getan: Ebenfalls auf der InsideAR wurde die Version 6 des Standard-Tools Metaio Creator vorgestellt, mit dem sich AR-Szenarien auf intuitive Weise erstellen, bearbeiten und publizieren lassen. Wer sich für AR-Einsatz interessiert, kann auch mit der kostenlosen Demo-Version seine ersten Gehversuche machen und die entsprechenden Produkt-Konzepte ohne großen Einstiegs-Aufwand einmal ausprobieren.

Besonders interessant für Verlage und Medienhäuser ist daneben das ebenfalls neu vorgestellte Creator-Plugin für Adobe InDesign. Augmented Reality-Layer können damit schon im Layout-Prozess des Print-Produktes gestaltet und mit den physischen Seiten-Vorlagen verbunden werden – ein entscheidender Workflow-Vorteil für Unternehmen, die AR-Anwendungen in ihre Bücher oder Zeitschriften integrieren wollen. Einen ersten Einstieg zeigt das Produkt-Video dazu:


Das InDesign-Plugin für den Metaio Creator im praktischen Einsatz
(Quelle/Copyright: http://www.metaio.com/)

Sie wollen mehr wissen?

Am 26.01.2015 findet zum zweiten Mal im Programm der Akademie der deutschen Medien in München das Seminar “Augmented Reality für Verlagsprodukte” statt, bei dem in Form eines eintägigen Praxisworkshops Produktkonzepte für Augmented Reality-Produkte entwickelt werden – wenn Sie sich für das Thema interessieren, würde ich mich freuen, Sie dort zu treffen!

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